Artikel von Yvonne Vockerodt
Eine Idee bewährt sich auf dem Markt
Eine Gruppe von Supervisor/innen möchte sich gemeinsam anbieten. Und zwar nicht nur mit Supervision. Sie entwickeln Angebote, die sie gemeinsam verkaufen wollen. Sie haben die Idee eine Agentur aufzubauen: Diese Beratungsagentur heißt Supervisionsnetzwerk und arbeitet nun im achtzehnten Jahr.
“Wir waren damals beseelt von dem Netzwerkgedanken.“ erinnert sich Ines Stade, Geschäftsführerin des Supervisionsnetzwerkes. “Die Idee war, dass wir Dienstleister für soziale Organisationen sind. Unser Schwerpunkt: Personalentwicklung.
Heute vermittelt Ines Stade Aufträge an ein Netz von rund 30 Beraterinnen und Beratern im norddeutschen Raum, die zum Teil zu mehreren an einem Netzwerkprojekt/Auftrag arbeiten. Zu vielen Kunden bestehen langjährige Geschäftsverbindungen.
Service für den Kunden
An den Kommunikationsabläufen zeigt sich die Kundenorientierung. Ines Stade dazu: „Ich sehe meine Leistung darin, dass ich die Berater des Supervisionsnetzwerks und deren Angebot kenne und das Erstgespräch mit den Kunden so gut wie möglich führe. So kläre ich, was der Kunde braucht, um dann passgenau einen Berater einzusetzen.
Finde ich für ein bestimmtes Anforderungsprofil im Netzwerk niemanden, suche ich außerhalb weiter bis ich fündig werde. Kompromisse, die vom herausgearbeiteten Bedarf des Kunden abweichen, gehe ich da nicht ein.“
Auch für Ulrike Missfeldt, Beraterin beim Supervisionsnetzwerk macht der Agenturansatz Sinn: „Wir gehen mit einem vorgeklärten Rahmen (Konfliktmoderation, Team- oder Fall-Supervision, Teamentwicklung) in die Supervision und können so am Anliegen des Auftraggebers entlang arbeiten.“
Ines Stade beschreibt dazu ein Beispiel: „Im Erstkontakt fragt der Kunde nach einer Teamentwicklung für zehn Personen. Ein ganz normaler Supervisionsauftrag. Bei meinen Nachfragen bekomme ich heraus, dass schon mehrere Supervisionen gescheitert sind. Da gebe ich doch nicht das gleiche nochmal rein! Ich frage nach: Was haben Sie ausprobiert? Woran liegt es, dass die bisherigen Maßnahmen nicht funktioniert haben? Was könnte ein neuer Ansatz ein?“
Dann prüft sie, welches Beraterprofil zu den herausgearbeiteten Anforderungen passt. In diesem Fall stellte sich heraus, dass eine Leitungssupervision der bessere Lösungsansatz war.
Im Anschluss daran schließt sie den Vertrag sowohl mit dem Kunden wie auch mit dem Berater. Während des Prozesses führt sie Rückmeldegespräche mit dem Auftraggeber.
Nach Beenden des Auftrags stellt sie die Rechnung direkt an den Kunden und überweist das Honorar an den Berater.
Beraterin Melanie Wankell betont das besondere Prinzip für den Erstkontakt mit dem Kunden:
„Personen, die Supervision in Anspruch nehmen wollen, haben durch das Supervisionsnetzwerk immer die Möglichkeit zwei von uns kennenzulernen.Anschließend entscheiden sie, mit wem sie arbeiten möchten. Dieses Verfahren trägt sehr zur Motivation der Kunden bei. Und für uns gibt es dank des Netzwerkverständnisses kein Konkurrenzdenken.“
Berater Frank Rückoldt sieht den professionellen Vermittlungsgedanken positiv:
„Ich habe das in meiner eigenen freiberuflichen Praxis immer so gemacht, dass man sich gegenseitig weitervermittelt. Aber über das Netzwerk ist das Angebotsspektrum für den Kunden einfach größer, als wenn sich jemand alleine anbietet. Wichtig ist, sich als Frei- oder Nebenberufler nicht einseitig abhängig zu machen, sondern in verschiedenen Kommunikations- und Akquisitionskanälen unterwegs zu sein.“
„Die Leute sind bereit, sich zu engagieren.“
Zum anderen lädt Ines Stade einmal pro Jahr zu sogenannten Intravisionstreffen ein. Eine Plattform, um Fälle aus der Praxis gemeinsam zu bearbeiten und den Austausch der Berater, die in einer Organisation arbeiten, zu ermöglichen. Ergebnisse aus diesen Treffen gehen häufig direkt an die Kunden zurück.
Diese Termine unterstützen auch die darüberhinausgehende regelmäßige Kontaktpflege zwischen den Beratern. Die Frage nach Konkurrenz zwischen ihnen stellt sich somit fast gar nicht. Alle arbeiten kollegial zusammen.
Das bestätigt auch Ulrike Missfeldt:
„Wir stellen uns gegenseitig unser Erfahrungen und unser Wissen strukturiert zur Verfügung. Die Herangehensweise und methodischen Ansätze der Kollegen kennenzulernen ist für mich genauso wichtig wie die Rückmeldung der anderen Berater bezüglich ihrer Wahrnehmung eines Kunden. Für mich tragen dieser Austausch und die Reflektion zur Qualität von Beratung bei. Ich kann mich besser positionieren, bekomme einen Weitblick und neue Ideen.“
Das unterstützt Melanie Wankell:
„Es macht immer etwas aus, wenn nicht nur einer auf den Prozess schaut sondern mehrere Leute. Mehrere Blicke sind einfach eine Bereicherung. Indem wir so arbeiten, halten wir auch die supervisorische Arbeit lebendig. Es geht doch immer um Weiter-entwicklung indem wir selber dazu lernen.“
Für sie spielt auch die Wertschätzung untereinander und seitens der Geschäftsführung eine große Rolle:
„Ines Stade lebt eine Wertschätzung vor, die als Haltung im Netzwerk mitschwingt und sich in unserer konkreten Arbeit wiederum deutlich abbildet.“
Berater/innen, die zum Supervisionsnetzwerk kommen, müssen sich persönlich fragen: „Was ist es mir wert, dass mir jemand zusätzliche Kunden anbietet, die ich selber nicht akquirieren kann?
Die meisten arbeiten nebenberuflich und hauptberuflich auf eigenen Namen. Gleichzeitig haben sie eine hohe Identifikation mit dem Supervisionsnetzwerk: „Wir als Beraterinnen erhalten und entwickeln den guten Ruf des Supervisionsnetzwerkes mit.“
Wertschöpfung durch Vielfalt
Wichtig dafür ist, dass sich jeder bewusst ist, was er selbst kann und was nicht. Um sich im Netzwerk wohl zu fühlen ist die erste Erkenntnis: Die Zeit der Einzelkämpfe ist vorbei. Das bedeutet nicht, dass alle zusammenpassen müssen. Im Gegenteil. Im Selbstverständnis ist zu lesen:
„Wir bringen im Netzwerk Menschen mit unterschiedlichen Begabungen, Kenntnissen und Fähigkeiten zusammen. Frei nach dem Motto aus 1 und 1 mach 3. Dies gilt für das Netzwerk wie für die Arbeit mit dem Kunden. Dabei geht es uns nicht um die einfache Ergänzung von Kompetenzen, sondern um die Transformation von Arbeit. Wenn also in ungewöhnlichen Formen der Zusammenarbeit kreative Ideen entstehen, auf die man alleine nicht gekommen wäre, dann haben wir unser Ziel erreicht und gleichzeitig einen Mehrwert für den Kunden geschaffen.“
Ines Stade ist immer noch fasziniert: “Beim Start 1999 fragten wir uns, wo wir in 10 Jahren stehen werden und jetzt besteht das Supervisionsnetzwerk bereits seit 18 Jahren. Auffällig ist, dass die Beweggründe aus jener Zeit auch heute für uns gelten und hochaktuell sind. Das damals entwickelte Bild von Menschen, die Beratungsprozesse in Arbeitsbündnissen realisieren, hat über die Jahre getragen.